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ETH Zürich ML Maschinenhalle

ETH Zürich ML Maschinenhalle

Sanierung und Ausbau  |  Vorstudien, Projektierung und Realisierung | 2022 - 2025  |  Auftraggeber ETH Immobilien ZH

 
 

Zentral im von Otto Rudolf Salvisberg erstellten Gebäudekomplex Maschinenlaboratorium der ETH Zürich liegt die Maschinenhalle. Ursprünglich als Versuchshalle genutzt, soll diese einer neuen Nutzung zugeführt werden: In Zukunft sollen zehn Professuren aus dem Bereich Robotik die grossräumige Halle als Forschungs- und Versuchsfläche nutzen. Eine flexible und teilweise mobile Ausstattung soll eine vielfältige und anpassungsfähige Nutzung der Halle ermöglichen. So werden nicht nur gehende, fahrende, fliegende und schwimmende Versuchsroboter getestet, gewartet, repariert und gelagert, es sollen auch regelmässig Präsentationen durchgeführt und Symposien abgehalten werden. Zusätzlich sollen Möglichkeiten zur fächerübergreifenden und studentischen Mitarbeit sowie Zusammenarbeit mit externen Partnern geschaffen werden.
Alle Gebäudeteile sind im Schweizerischen Inventar der Kulturgüter als Schutzobjekte von nationaler Bedeutung höchster Stufe klassifiziert. Das Maschinenlaboratorium reiht sich in die prominente Nachbarschaft der von Gottfried Semper, Gustav Gull, Roland Rohn, Alfred Friedrich Bluntschli und Georg Lasius erstellten Bildungs- und Forschungsbauten der ETH Zürich Zentrum ein.

 
 
 
 
 
 

Der Gebäudekomplex Maschinenlaboratorium der ETH Zürich ist ein Werk von Otto Rudolf Salvisberg und gilt als exemplarischer Bau der “anderen Moderne”. Kurz nach der Berufung zum Professor der Architekturabteilung an der ETH Zürich nahm Otto Rudolf Salvisberg den Auftrag zur Erweiterung und Erneuerung des bestehenden Maschinenlaboratoriums von Benjamin Recordon und den Neubau eines Fernheizkraftwerks an. Nach seinen Entwürfen entstehen zwischen 1930 und 1935 das Lehrgebäude, Fernheizkraftwerk, Textil- und Aerodynamisches Labor sowie die dazwischen aufgespannte Maschinenhalle. Dabei bezieht er sich massgeblich auf das Wettbewerbsprojekt von Gustav Gull aus dem Jahre 1909 und bindet den Gebäudekomplex Maschinenlaboratorium auch in eine Gesamtplanung für das Hochschulquartier ein. Die Situierung der Gebäudeteile Unterrichtsgebäude, Fernheizkraftwerk und Maschinenhalle folgt den Plänen von Gustav Gull, der die gegebenen Standorte von Recordon übernehmen wollte. Das bestehende Unterrichtsgebäude wird tiefgreifend verändert und auf mehr als die doppelte Länge erweitert. Dabei überformt Salvisberg den Altbau und verwebt diesen eng mit dem Erweiterungsbau, so dass, ganz im Sinne des Neuen Bauens, ein schlichter, einheitlicher Baukörper entsteht.

 

Auszug aus ‘Weisung zur Unterschutzstellung Maschinenlaboratorium’ durch Stadtrat Dr. André Odermatt, Vorsteher des Hochbaudepartements der Stadt Zürich:

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Baugeschichte und Baubeschreibung

Das Maschinenlaboratorium der ETH Zürich wurde von 1930 bis 1940 in mehreren Bauetappen von Otto Rudolf Salvisberg als Erweiterung des durch Benjamin Recordon realisierten Vorgängerbaus aus dem Jahr 1900 erstellt. Der Gebäudekomplex befindet sich in der Verlängerung des ETH-Hauptgebäudes auf der Hochschulterrasse über der Altstadt von Zürich. Die Anlage besteht an der Clausiusstrasse aus dem Fernheizkraftwerk mit Kohlebunker und Hochkamin, dem Textillabor mit Werkstätten und einem Verbindungsbau zum Nachbarsgebäude sowie an der Sonneggstrasse aus dem Lehrgebäude. Die zwischen diesen Gebäudeteilen aufgespannte Fläche wird vollständig von der Maschinenhalle besetzt. Gegen das ETH-Hauptgebäude schliesst der nach den Plänen von Charles-Edouard Geisendorf im Jahr 1972 vollendete Erweiterungsbau an der Tannenstrasse 7 den Baublock ab.

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Maschinenhalle

Die Maschinenhalle bildet den Kern der Anlage und zugleich die dritte Bauetappe von 1932 bis 1934. Sie besetzt die gesamte Fläche von gut 30 x 60 Metern zwischen Lehrgebäude auf der einen und dem Fernheizkraftwerk und Textillabor / Werkstätte auf der anderen Seite. Die Maschinenhalle wird von diesen Gebäudeteile nicht nur begrenzt, sondern sie ist mit ihnen sowohl im Schnitt wie auch im Grundriss verschränkt: Das Lehrgebäude reicht ab dem zweiten Obergeschoss über die Halle hinaus. Unter dem südlichen Teil des Textillabors weitet sich die Maschinenhalle bis zur Clausiusstrasse aus. In diesem Bereich befindet sich der Wasserkanal. Die Untergeschosse erstrecken sich bis in den Bereich des Anlieferungshofs.

Die innere Organisation der Maschinenhalle folgt der üblichen Fabrikhallenstruktur mit einem Haupt- und einem Nebenschiff. An der Nordwand ist im ersten Obergeschoss balkonähnlich die Schaltzentrale angeordnet. Die Maschinenhalle war gemäss Claude Lichtenstein mit dem gleichzeitig von Le Corbusier in Genf erstellten Mietshaus “Clarté” die erste grosse, geschweisste Stahlkonstruktion in der Schweiz (Lichtenstein, Claude, Otto Rudolf Salvisberg, Die andere Moderne, S. 194). Die Maschinenhalle präsentierte sich einst lichtdurchflutet: Über die Eisenbeton-Glasprismen-Decke fiel Tageslicht in die Maschinenhalle und von dort über zahlreiche grosse Wandöffnungen der Binnenmauern in die angrenzenden Bauten.

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Begründung

Das Fernheizkraftwerk, das Lehrgebäude, die Maschinenhalle und das Textillabor / Werkstätte samt Verbindungsbau bilden den Gebäudekomplex Maschinenlaboratorium, an dem “kein Schweizer Architekt seit 1935 vorbeikommen konnte” (Stanislaus von Moos, in: Werk-Archithese, Nr. 10, 1977, S. &). Wegen seiner ausserordentlichen Bedeutung für die schweizerische Baugeschichte figuriert es als A-Objekt von nationaler Bedeutung im Schweizerischen Inventar der Kulturgüter von nationaler und regionaler Bedeutung.
Salvisberg schuf an einer städtebaulich markanten Lage einen Gebäudekomplex von herausragenden Qualitäten. Mit dem Bau des Fernheizkraftwerks erhielt Zürich 1932 den bis in die Nachkriegszeit wichtigsten profanen städtebaulichen Akzent. Das vertikal dominierende Bauvolumen aus der skulpturalen Einheit von Kamin und Kühlturm steht in einem städtebaulichen Dialog zur Kuppel der Universität von Karl Moser und verhilft der Stadtkrone Zürichs zu einem kraftvollen Ausdruck. […]
Die Hochschulanlage fand mit ihren äusserst fortschrittlichen Bautechniken (Stahl- und Eisenbeton-Konstruktionen) nationale und internationale Beachtung und repräsentiere mit ihren hochmodernen Funktionen den hohen technischen Wissensstand der Schweiz.
Das Maschinenlaboratorium vollzieht zudem eine Neuorientierung in Fragen der angemessenen Repräsentationsformen von Hochschulbauten und entwickelt mit seiner Kombination aus Schul- und Industriebetrieb einen neuen Bautyp für Hochschulbauten. Mit einer klaren Absage an historische Fassadenarchitektur wie auch an eine technische Zweckarchitektur bereitete Salvisberg den Weg für eine gemässigte Moderne. Ein neuartiger Material- und Farbkanon sowie eine präzise Lichtführung und die sorgfältige Gestaltung sämtlicher Details machen den Bau zu einem Gesamtkunstwerk. […]
Als Schutzobjekte gelten neben den Gebäudeteilen von Otto Rudolf Salvisberg auch die sechste und siebte Erweiterungsetappen von den Architekten Alfred Roth (Aufstockung Lehrgebäude) und von Ernst Zietschmann (Verbindungsbau Clausiusstrasse). Der Gebäudekomplex ist ein städtebaulich, technik- und wirtschaftsgeschichtlich, typologisch sowie baukünstlerisch wichtiger zeuge. Als Vertreter der Moderne der Zwischenkriegszeit und aufgrund seiner nationalen und internationalen Ausstrahlung ist er ein hochrangiges Schutzobjekt.

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Bauingenieur
Gruner AG, Zürich

Elektroplaner
Inelplan AG, Rapperswil

HLKS-Planer
3-Plan Haustechnik AG, Winterthur

Akustik / Bauphysik
Amstein + Walthert AG, Zürich

Brandschutzplaner
Amstein + Walthert AG, Zürich

Lichtplanung
Sommerlatte & Sommerlatte AG, Zürich

Fachspezialist Schwimmbadbau
Beck Schwimmbadbau AG, Winterthur

Fachspezialist Motion Capture Systems / Camera Tracking
Kunzit Consulting GmbH, Rümlang / Qualisys AB, Göteburg SWE

 
 

Bildnachweis / Copyright

historische Fotographien
ETH-Bibliothek Zürich, digitales Bildarchiv / E-PICS - ETHBIB.Bildarchiv

weitere Fotographien / Visualisierungen / Collagen / Pläne
Stefan Roggo und Christoph Widmer Architekten